Geschichte
Wirtschaftliche Entwicklung
Landwirtschaft reichte nicht mehr
Präsentiert sich Kelkheim (Taunus) heute als recht wohlhabender Wohnort im Umland von Frankfurt, so mussten sich die früheren Kelkheimer nicht selten große Sorgen um ihre alltägliche Existenz machen. Besonders nach der Wende zum 19. Jahrhundert reichten die Erträge aus der Landwirtschaft für viele Menschen nicht mehr aus, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Hauptgrund war ein starkes Bevölkerungswachstum. Hinzu kam die im Herzogtum Nassau übliche Realteilung, nach der alle Kinder den gleichen Anteil am Erbe erhielten. Dadurch verkleinerten sich die einzelnen Felder immer mehr - eine sinnvolle Bewirtschaftung war oft kaum noch möglich. Als Beleg kann ein landwirtschaftlicher Bericht des Amtes Königstein aus der Mitte des 19. Jahrhunderts dienen. "16 Morgen Land, versteht sich schuldenfrei, (sind) in hiesiger Gegend notwendig, um eine Familie zu ernähren", heißt es darin. Tatsächlich lag der durchschnittliche Landbesitz pro Familie in den Kelkheimer Ortsteilen zwischen 5,5 Morgen in Eppenhain und 8,2 Morgen in Hornau und Ruppertshain.
Es mussten also weitere Einkommensquellen her. In Münster entstanden Ziegeleien und Töpfereien. Die Kelkheimer betätigten sich als Leinenweber, Bergarbeiter und schließlich Schreiner, die Hornauer als Bauarbeiter, die Fischbacher als fahrende Händler, die Ruppertshainer als Besenbinder und die Eppenhainer im Schieferabbau.
Aufschwung mit Möbel und Tourismus
Zu einem echten wirtschaftlichen Aufschwung kam es jedoch erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Damals sorgten in den Bergdörfern der Taunus-Tourismus und die Lungenheilstätte für lukrative Arbeitsplätze. Durch den Bau der Eisenbahnstrecke von Höchst nach Königstein 1902 konnten sich die Kelkheimer Schreiner neue Absatzmärkte erschließen und die Fabriken in Höchst und Frankfurt waren für die Arbeiter aus Münster, Kelkheim, Hornau und auch Fischbach nun einfacher zu erreichen. Zu dem ließen sich die ersten "Stadtflüchter" aus Frankfurt im Taunus nieder. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entstanden in den heutigen Kelkheimer Stadtteilen zahlreiche neue Häuser, Straßen wurden gepflastert oder neu gebaut. Wasserleitungen verlegt, und die Orte wurden an das Stromnetz angeschlossen.