Naturschutz in Kelkheim
Mistelschnitt in schwindelnder Höhe
Anfang November war es soweit, sieben Baumschneider kletterten mit Leitern und langen Seilen in die knorrigen Apfelbäume der Streuobstwiesen in Kelkheim Fischbach. Die Baumkletterer der Schlaraffenburger Streuobstagentur sägten, am dünnen Seil hängend, von der Kronenspitze bis in die Seitenäste vorsichtig jede Mistel heraus. Dabei achteten sie auf die Wuchsform und Statik des Baumes. Solche stabilen und gepflegten Apfelbäume können über 120 Jahre alt werden. Sie tragen bis ins hohe Alter noch viele Früchte ohne auseinander zu brechen und erfüllen eine Vielzahl ökologischer Funktionen. Hier geht's zum Film: https://youtu.be/PvjTWXDVQ7Q
Bleiben Streuobstwiesen und Laubbäume auch im Winter dunkelgrün, sind sie befallen mit der immergrünen Laubholzmisteln. Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, die durch Vögel von Baum zu Baum verbreitet wird. Sie entziehen ihren Wirtsbäumen bis zu 30 % des aufgenommenen Wassers. Milde Winter und trockene Sommer haben viele Altbäume aber auch jüngere Bäume geschwächt und gleichzeitig die Verbreitung der Wärme- und Feuchtigkeit liebenden Mistel begünstigt. So sind vor allem Bäume ohne regelmäßigen Pflegeschnitt und Bäume in der Nähe von großen Mistel Ansammlungen betroffen.
Der OGV Fischbach hatte Alarm geschlagen und auf den zunehmenden Befall der Kelkheimer Streuobstwiesen mit Misteln aufmerksam gemacht. Mit Fördermitteln aus dem Biodiversitäts Programm des Hessischen Umweltministerium kann der Main-Taunus Naturlandschaft und Streuobst e.V. Streuobstbäume von Misteln befreien lassen.
Das Angebot richtet sich an private Streuobstwiesenbesitzer und ist kostenlos.
Nach einer Bestandsaufnahme des Zustands und Befalls werden die Obstbäume fachgerecht geschnitten und die Misteln dabei entfernt. Kann die Mistel nicht mit der kompletten Wurzel entfernt werden, ohne die Stabilität des Baumes zu gefährden, wird die Mistelwurzel nur ausgeschält. Alle 2 - 3 Jahre müssen dann die nachwachsenden kleinen Mistelaustriebe entfernt werden, bevor sie im vierten Jahr die ersten Beeren bilden.
Private Streuobstwiesenbesitzer, die ihre Obstbäume fachgerecht von Misteln befreien und schneiden lassen möchten, können sich unter der E-Mail-Adresse info@streuobst-mtk.de anmelden.
Der Baumschnitt und die Entsorgung von Misteln und Schnittgut ist kostenlos.